Seit März 2025 bietet Laboklin einen DS Test für Rhodesian Ridgebacks an. Was bedeutet dies für die Zucht?
Für die Infos zum Dermoid Sinus und zum Test selber, sind Informationen auf der Laboklin Seite zu finden:
www.laboklin.de
Generelles
Der Gentest selber beurteilt lediglich den Risikofaktor, nicht, ob der Hund einen DS hat oder nicht.
Der Test teilt die Hunde in acht mögliche Genotypen ein: AAGG, ATGG, TTGG, AACG, AACC, ATCG, TTCG, ATCC, TTCC.
Diese acht Genotypen werden in fünf Risikogruppen eingeteilt: sehr minimales Risiko, sehr geringes-geringes Risiko, moderates Risiko, höheres Risiko, sehr hohes Risiko.
Wichtig: Diese Risikogruppen sind bezogen auf den jeweiligen Hund und nicht auf seine Nachzuchten!
Diese Risikobeurteilung für den jeweiligen Hund ist einerseits hilfreich, weil man entsprechend die Zucht damit lenken kann. Jedoch auch wenig aussagekräftig - den von diesem Hund wissen wir genau, ob er einen Dermoid Sinus hat oder nicht. Denn in der Regel wird der Dermoid Sinus bei der Wurfabnahme geprüft und spätestens auch bei der Zuchtzulasseung (in der Schweiz) wird der Hund auf DS überprüft.
Was heisst dies für die Rhodesian Ridgeback Zucht?
Laboklin gibt an, dass Verpaarungen, welche die Variante TTCC ergeben, vermieden werden sollten. TTCC Hunde haben, gemäss Aussagen des DZRR (
Newsmeldung Dermoid Sinus Gentest) zu 83% einen Dermoid Sinus.
Die Risikobewertung ist deswegen mit Vorsicht zu geniessen, weil beispielsweise Rhodesian Ridgebacks mit dem Resultat ATCG zur zweitniedrigsten Stufe gehören - Aber bei der Verpaarung kann es mit dem entsprechenden Partner zu TTCC Hunden kommen!
Gleichzeitig ein Rhodesian Ridgeback mit dem Resultat TTGG, welcher ein höheres Risiko hat für DS als ATCG, kann egal mit welchem Partner, kein TTCC zeugen.
Ruht euch somit nicht auf einem guten Ergebniss eures Zuchthundes aus (tiefsten zwei Risikogruppen), sondern prüft genau!
Einfach gesagt: Hat das Ergebnis eures Rhodesian Ridgebacks ein T und ein C enthalten, solltet ihr auf die Wahl des Zuchtpartners achten!
Tia hat das Ergebnis ATCG und würde somit in die Gruppe mit "Zuchtlenkung" fallen. Bei unserem A-Wurf war nur sie getestet, der Rüde jedoch nicht - der Test war zu diesem Zeitpunkt sehr frisch auf dem Markt und die Erfahrungen sind auch heute noch nicht gefestigt.
Da es mich interessierte, habe ich die Wahrscheinlichkeit auf Dermoid Sinus bei meinen Welpen nachgerechnet.
Hätte ich Tia (ATCG) mit einem Rhodesian Ridgeback mit denselben Resultaten (ATCG) verpaart, hätten 27.5% der Welpen einen DS - also jeder vierte! Im A-Wurf hatten wir keinen DS!
Verfolgt habe ich nur die geposteten Resultate der Tests auf Facebook. Dies ergibt selbstverständlich kein genaues Bild! Genaue Zahlen, welche Risikogruppe wie häufig vorhanden ist, habe ich bisher nicht gefunden.
Die Risikogruppe ATCG scheint jedoch nicht selten zu sein. Somit dürfte eine Verpaarung ATCG + ATCG nicht zu selten sein.
Häufigkeit des Dermoid Sinus in der Zucht
Mir selber stehen nur die Zahlen aus den Wurfstatistiken der Schweiz zur Verfügung. Gemäss Aussagen sieht die Lage aber in Deutschland ähnlich aus.
In der Schweiz haben wir über die letzten 10-15 Jahre eine Dermoid Sinus Rate bei den Welpen (RRCS Zuchten) bei 2-3% der Welpen. Bei rund 120 geborenen Welpen pro Jahr, sind somit 3-4 Welpen jährlich betroffen.
Offizielle Statistiken zum Dermoid Sinus reden von viel höheren Zahlen. Bezogen auf die FCI Zucht in der Schweiz kann ich dies so nicht bestätigen. Selbstverständlich kann ich nur bedingt über andere Länder und / oder nicht-FCI-Zuchten sprechen.
Mein Fazit
Bei einer aktuellen Wahrscheinlichkeit von Dermoid Sinus in der Zucht von 2-3% ist der Dermoid Sinus nicht DAS Problem unserer Rasse. Auch wenn Qualzucht-Diskussionen sich gerne daran auslassen.
Der Dermoid Sinus wird im Welpenalter operiert und der Rhodesian Ridgeback lebt daraufhin ein normales Leben. In die Zucht kommen Rhodesian Ridgebacks, welche einen DS haben / hatten, nicht!
Kommen in einer Linie regelmässig DS vor, ist es dem Züchter selber überlassen, welche Massnahmen er diesbezüglich trifft.
Geht man von diesen 2-3% Welpen mit DS aus, müsste eine Mehrheit der Rhodesian Ridgebacks zu den Risikogruppen AAGG / AACG / AACC / ATGG / TTGG gehören.
Ich denke, für ein ausgereiftes Feedback zum Dermoid Sinus Test und seiner Handhabung, ist es aktuell noch zu früh. Es ist sicherlich gut, dass ein solcher Test entwickelt wurde.
Einen Blick auf die einzelnen Linien und Vorfahren erspahrt man sich dadurch aber nicht bei der Wahl des Deckpartners.
Und ganz wichtig - wie bei allen genetischen Aspekten: Es ist dringend notwendig, auch "Träger" in der Zucht zu behalten. Nur wenn wir die Träger in der Zucht behalten, können wir die genetische Vielfalt gewähren.
Als sogenannte "Träger" zähle ich beim DS Test diejenigen Hunde mit der Risikobeurteilung ATCG, TTCG, ATCC, TTCC - also diejenigen, welche gemäss Empfehlung eine "Zuchtlenkung" erhalten würden.